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Estrella Polar und el Mirador
zwei Dörfer im Distrikt Chajul / Quiché

2013 besuchten wir die Cooperativa Estrella Polar zum ersten Mal als Vertreter der Stiftung UGK, kurz nachdem sich die Gruppe der Fedecocagua angeschlossen hatte. Wir wussten, dass im Jahr 1982, also während dem Bürgerkrieg, ein Detachement der Armee in der Dorfkirche 96 Männer massakriert hatte, Grossväter, Väter, Söhne im Jugendalter. So fragten wir einige Dorfbewohner, ob sie uns erzählen könnten, was sich an jenem fatalen 23. März abgespielt hatte. Es war ergreifend, den Müttern und Gattinnen der Opfer zuzuhören und dann die Grube zu sehen, in welcher Campesinos einer benachbarten Finca die Toten wie Tiere verscharren mussten.

Andererseits beeindruckte es uns zu sehen, mit welchem Einsatz und welcher Freude die 32 Mitglieder der Pre-Cooperativa sich auf die legale Anerkennung ihrer Organisation vorbereiteten. Alle sprachen voller Zuversicht von einer besseren Zukunft dank den Dienstleistungen der Fedecocagua und der Hilfe deren Techniker. Sie waren sich sicher, dass zahlreiche neue Mitglieder eintreten würden und jeder Einzelne fähig wäre, mehr Kaffee zu produzieren.

Sie erklärten uns, die Cooperativa setze sich aus zwei Gruppen zusammen, eine aus dem Weiler Estrella Polar, eine andere aus dem Weiler el Mirador, der 6.5 km weit entfernt liegt. Wir erfuhren dabei, dass es zu dem Ort keine Fahrstrasse gibt, dass also der Kaffee mit dem Maultier oder auf dem Rücken des Produzenten zur Sammelstelle gebracht werden muss. Man riet uns ab, den Pfad hochzusteigen, um einen Augenschein zu nehmen, denn er sei sehr rutschig und deshalb für uns nicht ungefährlich.

 

In den nächsten Jahren interessierten sich verschiedene externe Sponsoren für die Entwicklung der Cooperativa und waren bereit, diese zu unterstützen. Das erlaubte es der Stiftung UGK, verschiedene Projekte mit den Familien der Mitglieder und ihrer Gemeinde zu realisieren.

Mit der Unterstützung des Bürgermeisters des Bezirkes Chajul entstand 2014 ein Klassenzimmer für den örtlichen Kindergarten. Ausserdem wurde mit einem Restbetrag aus dem vorgesehenen Budget das Waschhaus der Gemeinde gründlich renoviert. 2015 erhielten alle 36 Mitglieder einen Wassertank für 2500 Liter, ein wichtiges Gut in einem Ort, wo das Wasser oft knapp wird. 2017 schliesslich konnte die Cooperativa Estrella Polar ihr neues Zuhause beziehen. Dank einer Sponsorin war der Traum verwirklicht worden, der schon 2013 geäussert worden war: einen eigenen Sitz zu haben mit einer Lagerhalle, die auch als Versammlungsraum dient, einem Büro, einem Zimmer für Besucher sowie Toiletten und einer Dusche.

In all diesen Jahren wuchs die Cooperativa Estrella Polar beträchtlich. 2013 lieferten die 32 Mitglieder der Fedecocagua 300 Zentner Bio-Kaffee ab. 2019 konnte die Genossenschaft 4227 Zentner Bio-Kaffee von 140 Mitgliedern verarbeiten und exportieren. Zahlreiche Produzenten erneuerten ihre Plantagen und erweiterten sie. Dank der Fedecocagua war auch der Kampf gegen die Roya erfolgreich, eine Plage, welche ganze Ernten vernichtet.

Allerdings… blieb das Problem der Leute von el Mirador bestehen: es gab nach wie vor keine Strasse!

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